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06.11.2022

Gedankenchaos

Ich wache früh auf und die Gedanken beginnen zu kreisen. Ich wälze meine Probleme und denke über Lösungsansätze nach. Manchmal habe ich eine Idee, die ich dann für so toll halte, dass diese oberste Priorität hat und impulsiv sofort umgesetzt werden muss (z. B. jemandem eine WhatsApp zu schicken mit Inhalt, der im Kopf plötzlich auftaucht und Stück für Stück ausformuliert wird).

Heute habe ich mindestens 10 Ideen, wie ich meinen Samstagvormittag sinnvoll nutzen kann.
⦁ Ich könnte als erstes eine halbe Stunde Sport machen.
⦁ Ich könnte duschen und mir die Haare waschen.
⦁ Ich könnte im Garten etwas machen, da heute das Wasser abgestellt wird.
⦁ Vielleicht gehe ich dann doch zum Arbeitseinsatz in der Schule?
⦁ Ich könnte Tagebuch schreiben bzw. auf der SHG-Website von meinem alltäglichen Gedankenchaos berichten.
⦁ Liegenbleiben? - kommt nicht in Frage, da ich eh nicht mehr einschlafen werde und das Gedankenwirrwarr bzw. Ideenkarussell sich dann noch viel mehr drehen würde.
⦁ Oh, im Haushalt müsste auch dies und das gemacht werden. Mist, ich habe gestern Abend mal wieder die Handtücher im Trockner vergessen. Und den Geburtstag einer guten Bekannten habe ich auch vergessen!
⦁ Das Wetter ist ganz okay, wenn auch recht kalt. Nordic Walking wäre mal wieder eine gute Option.        …
Da mir mein Gedankenkarussell und mir meine Unentschlossenheit was Entscheidungen betrifft gerade wieder ganz deutlich wird, entscheide ich mich erstmal für’s         
1. Aufstehen und den Besuch im Bad
2. dann Tagebuch zu schreiben, um dieses Gedankenchaos und die Entscheidungsfindung zu dokumentieren (und später auf der Website hochzuladen)                    (8:10 Uhr)
3. Anziehen und Sport wären jetzt auch gut, aber das Schreiben macht mir gerade Spaß (egal, ob ich gerade friere…)
Ich mag mein Gedankenchaos nicht, weil ich mich damit derart verzetteln kann - obwohl manchmal ganz gute Ideen und Blitzgedanken dabei sind…
Ich könnte für euch als Leser eine Frage formulieren: “Wie geht ihr mit eurem Gedankenkarussell um und kennt noch jemand diese Unentschlossenheit?”
Ich merke, dass mir im Moment Strukturen fehlen, um meinen Nichtarbeitsalltag sinnvoll gestalten zu können. Meistens habe ich 1 oder 2 Termine am Tag; mehr mag ich mir derzeit nicht zumuten, aber zwischendrin vergesse ich zum Teil sogar die Mahlzeiten oder vertausche Terminzeiten durch Verwirrtheit und meine “Löcher im Kopf”. Ich schiebe es auf die Depression, die im Januar (mittelgradig) diagnostiziert wurde (zusammen mit familiärer und beruflicher Überbelastungssituation). Ich habe selbst im April die Notbremse gezogen indem ich mich habe krankschreiben lassen. Mein Arbeitgeber stand eine ganze Zeit hinter mir, aber als nach längerfristigem Klinikaufenthalt nicht absehbar war, wann ich wiederkommen kann (in meinem Hinterkopf auch die Frage, ob ich wiederkommen kann/will - Thema: innere Kündigung…), hielt ich prompt die Kündigung in den Händen, die jetzt irgendwie so endgültig ist. Doch das ist ein anderes Thema.
2 Tagebuchseiten, kalte Füße (im kühlen Bad) sollten erstmal genügen, um meinen Gedankenkreisel mit euch zu teilen zu können.  Rückmeldungen sind willkommen.
PS: Im Moment suche ich noch nach der richtigen Diagnose für mich (bzw. lasse suchen), da unterschiedliche Therapeuten folgende Begriffe (neben Depressionen) eingeworfen haben: Akzentuierung zu Borderline; ADHS im Erwachsenenalter?; Burnout?
Manchmal fühle ich mich selbst so krank im Kopf und an anderen Tagen wieder völlig gesund bis auf Stimmungsschwankungen…
8:40 Uhr Das Wochenende kann beginnen - mit Musik und Sport! Und das Handy bleibt vorerst aus!

Dann liege ich also auf meiner Gymnastikmatte, habe gute Musik an, mache meine in der Rückenschule erlernten Übungen und die nächsten Gedanken überrollen mich. Ein Gedanke ist noch gar nicht zu Ende gedacht, da überlege ich schon wieder, was ich denn heute Nachmittag zum Besuch bei Freunden anziehen möchte… Meine Lieblingsjeans - ach nein, die ist ja kaputt und müsste erstmal geflickt werden; die andere Jeans - nein, die ist ja in der Wäsche. Aber ich könnte gleich noch eine dunkle Maschine anmachen und den Flickstoff aufbügeln. Und wenn ich eh gleich (bzw. demnächst) in den Keller gehe, kann ich auch mal eben noch nach Herbstdeko suchen… Ach Mensch, jetzt konzentrier’ dich doch erstmal auf deine Sportübungen und mach ein was zu Ende, bevor du schon wieder 5 neue Dinge anfangen willst! Aber das Handy könnte ich jetzt doch mal anmachen…
ES NERVT!!! Habe nur ich dieses Gedankenchaos in meinem Kopf, dessen Resetknopf ich noch nicht gefunden habe???
Ich schreibe mir jetzt doch mal wieder ein ToDo-List, um nicht die heute wichtigen Dinge aus den Augen zu verlieren und am besten auch nur 5 Dinge aufschreiben; sonst fühle ich mich von meiner eigenen Liste unter Druck gesetzt und erreiche genau das Gegenteil. Nämlich, dass ich am Ende wieder völlig überfordert bin und am Ende des Tages das Gefühl habe “NICHTS” geschafft zu haben… 9:35 Uhr

writer2 - 07:59:05 @ Mein Alltag mit Depression | Kommentar hinzufügen

 

 

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